Leseprobe aus dem neuen Buch "Was dein Körper sagt"
Können Gedanken schmerzen?
Jeder von uns kennt das wohl, dass man sich über etwas fast „den Kopf zerbricht“. Doch manchen ist nicht bewusst, dass seine Beschwerden aus der Gedankenwelt kommen. Sprichwörter deuten auf den Zusammenhang klar hin: Zerbrich dir nicht den Kopf! Denke dich nicht krank!“ Meistens sind unsere Sorgen zudem unbegründet, denn 90 Prozent (Sorgen sind nichts anders als Gedanken) treten nicht ein! Ich weiß natürlich aus eigener Erfahrung, dass es manchmal sehr schwer sein kann, sich seine sorgenvollen Gedanken „aus dem Kopf zu schlagen“.
Hier ein Beispiel aus unserer Praxis: Frau Regina erzählte uns, sie hat ein großes Problem mit dem Verhalten ihres Sohnes. Seit Franz (34) verheiratet ist, ist das innige Naheverhältnis weg. Er spricht kaum noch mit seiner Mutter und besucht seine Eltern sehr selten. Auf ihre Frage, was denn los sei, bekommt sie immer nur zur Antwort: „Nix, ist eh alles in Ordnung!“
Nun könnte man sagen: „Die arme Mutter. Der Sohn ist seiner Frau hörig und vernachlässigt die Eltern. Aber, ist das wirklich so? Könnte es nicht sein, dass die Mutter ganz schön nervt? Frau Regina erzählte: „Die ersten Gedanken am Morgen und die letzten am Abend drehen sich um den Bub. Ich kann mir einfach nicht erklären, warum er sich so verändert hat.“
Kann es sein, dass der Sohn ganz einfach erwachsen wurde? Frau Regina ist nicht die einzige Mutter, die diese Erfahrung machen muss. Was läuft da wirklich ab? Natürlich tut es einem Mutterherz weh, wenn ein Kind aus dem Haus geht. Zumindest meistens ist das so! Freilich gibt es auch den umgekehrten Fall: Manche Kinder sind echte Nesthocker und hängen mit fast 30 Jahren immer noch am Rockzipfel der Mama.
Bei mir selbst war mein „Projekt Kinder“ abgeschlossen, als mein Mann und ich 38 Jahre alt waren. Da waren die Kinder 18 und gingen aus dem Haus. Für mich war das ganz normal, schließlich zog ich auch mit 18 Jahren aus dem Elternhaus aus. Inzwischen weiß ich aber, es ist nicht die Regel, dass man damit gut klarkommt, wenn die Kinder selbständig werden. Manche Mütter scheinen das überhaupt nicht auszuhalten. Das dahinterstehende Thema ist hier das Loslassen. Und auch das Verdrängen. Je früher man sich damit beschäftigt, desto leichter wird es dann, wenn es soweit ist. Irgendwann sind die Kinder groß und gehören uns nicht mehr. Für sie gibt es dann ganz andere Prioritäten als die Eltern. Man muss sie ziehen lassen, damit sie zu freien und selbstständigen Wesen werden können.
Zurück zu Frau Regina. Sie konnte gar nicht verstehen, dass ihr der Sohn abhanden kam. Sie wollte und konnte nicht loslassen. Sie wollte nicht realisieren, dass ihr Sohn kein Kind mehr war, sondern zu einem Mann geworden war. Sohn Franz hat jetzt seine eigene kleine Familie und spürt ganz deutlich, dass die Mama nicht loslassen kann. Er spürt, wie sie leidet und grenzt sich ab. Wahrscheinlich, um nicht zwischen seiner Frau und der Mutter entscheiden zu müssen.
Ich habe Frau Regina geraten, sie soll sich in die Ehefrau ihres Sohnes hineinversetzten. Wie würde sich diese fühlen, wenn Franz weiterhin alles aus seinem Leben mit der Mama besprechen würde? Die Antwort wurde schnell klar: Keine Ehefrau würde sich gut dabei fühlen, sondern überflüssig und nicht ernst genommen. Erwachsene Kinder beginnen quasi ein neues Leben und je mehr die Eltern loslassen, desto freier können sich die „Kinder“ fühlen und desto besser wird das Verhältnis zu den Eltern sein. Man sollte auch im Kopf loslassen und nicht ständig die Gedanken um den erwachsenen Nachwuchs kreisen lassen.
Gedanken sind wie Spinnweben, sie treiben herum und docken immer an Gleichgesinnten an. Die Sprichwörter sprechen eine deutliche Sprache. Wie man in den Wald hineinruft, so ruft es zurück. Genauso ist es mit unseren Gedanken: Was wir aussenden, kommt wieder zurück – in Form von Menschen, die gedanklich die gleiche Schwingung haben. Das heißt, im Fall Frau Regina, dass sie hauptsächlich Mütter trifft, die ihr beipflichten, weil sie dasselbe erleben und denken.
Ich kenne das Phänomen natürlich auch selbst: als ich schwanger war, sah ich nur Schwangere, als ich mein weißes Auto bekam, sind mir nur weiße Auto begegnet. Weil ich das in meinem Kopf hatte. In Beziehungen ist es ähnlich. Man geht gedanklich in Resonanz. Unsere Kinder spüren unsere einengenden Gedanken, gehen auf Distanz und ziehen sich noch mehr zurück.
Man muss die Situation annehmen, wie sie ist. Und man sollte es und dem „Kind“ auch sagen: „Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht. Ich bin viel zu viel Mama gewesen, ich habe dich nicht losgelassen, aber jetzt lasse ich dich dein Leben so führen, wie immer du es auch führen magst. Ich freue mich, wenn du mit deiner Familie kommst, aber es ist deine Entscheidung.“
Ich kann aus Erfahrung sagen: Es ist gut, wenn Eltern von den erwachsenen Kindern nicht alles wissen und wenn man die Beziehung nicht so eng hält, dass sie einem die Luft zum Atmen nimmt. Dadurch hat man als Elternteil den Kopf frei für sich und er ist nicht immer voll mit Gedanken an den anderen. Überraschender Weise klärt sich oft viel von alleine, wenn man ein wenig Abstand hält.
Wenn wir uns wieder dem Körper zuwenden und ihn durch seine Beschwerden sprechen lassen, dann zeigt sich: Der Kopf mitsamt seinen schmerzenden Gedanken hat eine direkte Verbindung mit dem Magen. Dieses Organ muss nicht nur das Essen verdauen, sondern auch alles, was der Kopf an Sorgen und Ärger produziert. Bei all diesen negativen Gedanken muss man sich nicht wundern, wenn der Magen rebelliert und denkt: „Was der Hirsch da oben produziert, nein, der kann mich mal, ich verdaue das einfach nicht mehr!“ Und wir wundern uns über Magenschmerzen, obwohl wir doch so gesund leben!
Wenn unsere Gedanken sich im Körper als Schmerzen niederzuschlagen beginnen, kann sich das durch den ganzen Körper ziehen. Nicht nur Kopf und Magen können schmerzen, auch das Herz reagiert. Das leidet ebenso! Plötzlich zeigen sich Herzschmerzen und der Arzt findet nicht das Geringste. „Gott sei Dank“, kann ich da nur sagen, denn es ist ein seelischer Herzschmerz. Wenn wir aber nicht dazulernen und unsere Gedanken ändern, kann auch ein richtiger, körperlicher Herzschmerz hinzukommen.
Bei all dem geht es nicht nur um Mutterherzen – nein, es gibt ganz viele Situationen, in die man sich gedanklich hineinsteigern kann. Im Grunde geht es darum, dass die Realität immer eine andere ist als unsere Wunschvorstellung. Nie ist sie so, wie wir sie gerne hätten. Immer ist da ein Wollen, nie ein Zufriedensein mit dem, was ist.
Wer hat noch nie erlebt, dass der Partner nicht zeitgerecht heimkam, und schon ging das Kopfkino an. Er hat doch erst kürzlich die Kollegin angelächelt, wahrscheinlich läuft da etwas zwischen den beiden. Oder, mein Gott, vielleicht hatte er einen Autounfall. Sinnlose Gedanken, subjektives Kopfkino. In all diesen Fällen ist Vertrauen und Loslassen gefragt. Der Kopf und alle Organe werden sich herzlich bedanken.
Die Frage ist: Warum mache ich mir ständig Gedanken und Sorgen um andere? Warum wünsche ich mir von meinen Kindern, dass sie „meine Kinder“ bleiben? Warum habe ich kein Vertrauen? Warum brauche ich unbedingt die Liebe und die Aufmerksamkeit der anderen?
Ich glaube, manche Mütter verabsäumen es, sich ein neues Leben ohne Kinder aufzubauen. Ich spreche ganz bewusst die Mütter an, weil Männer sich erfahrungsgemäß keine so großen Gedanken machen. Also, liebe Mütter, jetzt besteht Handlungsbedarf. Wenn man glücklich und ohne schmerzende Gedanken leben will, gilt es, die anderen auch gedanklich loszulassen und sich auf die eigene Person zu konzentrieren. Wie wollen wir unser Leben nun füllen, ohne die Kinder? Was holen wir Neues in unser Leben? Was habe ich viel zu lange vernachlässigt? Was tut uns gut? Nur wenn es uns gut geht, dann geht es auch unserer Umwelt gut.
Diese Frage muss man sich tatsächlich beantworten, daher stelle ich sie noch einmal: Was tut mir wirklich gut?
Sich diese Frage zu beantworten, daran fehlt es vielen Müttern, wenn die Kinder aus dem Haus gehen. Diese Frage sollten wir uns auch stellen, wenn wir nichts mehr außer Arbeit kennen oder wenn wir ein bisschen die Orientierung in unserem Leben verloren haben.
Was tut mir gut? Sich diese Frage zu beantworten, das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Wir müssen tief in uns graben und uns fragen: ja was möchte ich denn eigentlich? Wo liegen meine Talente? Was hat mich schon als Kind interessiert? Was habe ich aus verschiedensten Gründen zurückgestellt? Was erfreut mein Herz, das nur mich betrifft?
Es kann ein bisschen dauern, bis man findet, was wirklich passt. Lasse trotzdem nichts aus, probiere alles. Auch wenn es dann nicht passt, egal, du hast es probiert. Tipp: Sieh dir die Volkshochschulkurse durch oder werde Leihoma, wenn du Kinder liebst; oder besuche einen Malkurs, oder versuche es mit Keramiken, Malen oder Musik. Was immer auch Freude machen könnte – einfach tun und sich des Lebens freuen.
Freut euch des Lebens, das wünsche ich euch von Herzen!
Edeltraud Haischberger
Das war heute eine kleine Leseprobe aus meinem neuen Buch: Hör mir zu – sagt mein Körper! Erscheint im Juli beim Freya Verlag.
Leseprobe aus dem Buch: Frau stell dich auf die Füße. Die fünf großen Selbst für ein glückliches Leben.
Selbstliebe, Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstverantwortung, Selbstkontrolle – das sind die fünf Säulen für ein angenehmes, sicheres, freudiges, von Sicherheit und Wohlgefühl begleitetes Leben. Sie sind miteinander verbunden und hängen voneinander ab.
Die gute Nachricht, die Sie vielleicht momentan gleichzeitig etwas verunsichert, ist, dass Sie ganz alleine alles dafür tun können, um „sich auf die Füße zu stellen“ und Ihr Leben so zu leben, wie Sie es sich wünschen. – Ganz egal, wie die Umstände sind. Ganz egal, ob Sie sich bisher mit Selbstzweifeln herumschlagen oder bisher noch nie so richtig getan haben, was Ihnen wichtig ist.
In diesem Buch werden Sie sich dieser fünf großen Selbst bewusst und wir arbeiten mit ganz simplen, aber effektiven Übungen daran.
Sie werden feststellen, dass Sie vieles bereits mitbringen. Und Sie sehen, wie einfach es sein wird, etwas zu positiv zu verstärken. Wichtig ist, an allen fünf Selbst dranzubleiben, denn wenn nur eines davon fehlt, fehlt IHNEN auch etwas. Fehlt es beispielsweise an Selbstvertrauen, kann es sein, dass Sie sich ständig unsicher fühlen, immer alles nachkontrollieren oder übergenau sind. Das ist nicht nur sehr kräftezehrend, sondern Sie schlagen sich auch andauernd mit der Sorge herum, etwas zu übersehen – dadurch wirken Sie angespannt und oft auch strengend auf Ihre Umwelt. Das zieht Kreise!
Oder gehen wir einen Schritt weiter: Sie haben kein großes Selbstvertrauen und nun wackelt plötzlich Ihr Job, die Kündigung ist schon greifbar. Wie geht es Ihnen da? Da fängt es doch schon im Bauch zum Grummeln an. Vielleicht spüren Sie auch den Magen und die Angst stellt sich ein.
Für einen Menschen mit genug Selbstvertrauen mag das auch ein Schlag in die Magengrube sein, doch er wird sich schnell erholen und Ausschau nach einem neuen Job halten. Sein Vertrauen, dass genug für alle da ist, hilft ihm hier weiter.
Wir widmen uns ausführlich allen fünf großen Selbst:
Im Kapitel 1 geht es um die Selbstliebe: Liebe dich selbst, das geflügelte Wort unserer Zeit. Was verbirgt sich dahinter? Wie kann ich das lernen, wenn ich mich bis jetzt nicht lieben, oft mal leiden kann? In diesem Kapitel werden wir diesem Phänomen auf den Grund gehen.
Kapitel 2 dreht sich um den Selbstwert: „Ich bin das doch gar nicht wert“, höre ich, im Bekanntenkreis genauso, wie in der Praxis. Warum ist es so schwer schwer ein Lob oder mal ein Geschenk anzunehmen? Sich selbst etwas wert zu sein, belebt das Leben. In diesem Kapitel gibt es jede Menge Tipps den Selbstwert auf zu bauen.
Im Kapitel 3 wenden wir uns dem Selbstvertrauen zu: Selbstvertrauen ist das Geschenk das wir alle auf diese Welt mitbrachten. Die Erfahrungen unserer Kindheit, oft auch die Erfahrungen der Eltern, die wir übernehmen, lassen das Vertrauen schmelzen. Jetzt gilt es, wieder in dieses Selbstvertrauen einzutauchen.
Dann geht es weiter zur Selbstverantwortung in Kapitel 4: Selbstverantwortung – eines
meiner absoluten Lieblingsthemen. Einer der wichtigsten Stützpunkte für ein selbstbestimmtes Leben. Verantwortung übernehmen fällt vielen Menschen schwer. Warum das so ist, lesen Sie in diesem Kapitel.
Und im 5. Kapitel sprechen wir über Selbstkontrolle: Selbstkontrolle ein sehr zweischneidiges Schwert. Hier steckt schon das Wort „Kontrolle“ drin. Es könnte sein, dass Sie ein richtiger „Kontrollfreak“ sind und alles „unter Kontrolle“ haben müssen. Oder Sie kontrollieren sich ständig selbst und sind nie mit sich zufrieden. Selbstkontrolle sinnvoll einzusetzen wird auch ein spannendes Thema sein.
All diese Themen werden in diesem Ratgeber sehr genau behandelt. Sie bekommen viele Übungen, Selbst-Checks und Leitfragen an die Hand, denn es ist ein Buch, mit dem Sie unbedingt aktiv arbeiten sollten!
Die Antihascherl-Tipps sind brauchbare, erprobte Methoden die großen fünf Selbst aufzubauen. Und nicht nur das, sondern auch unsere Gefühle und Eigenschaften genauer zu betrachten und sie „aus der eventuellen Schieflage“ zu befreien.
Sie lernen sich selbst zu erkennen, zu sehen, dass nichts unmöglich ist, dass es Gefühle gibt, die Sie überhaupt nicht wollen und die dennoch zu Ihnen gehören.
Ich werde Sie mit Beispielen führen, in denen Sie sich erkennen. Es wird Ihnen Mut geben zu sehen, `nicht nur mir geht es so`! Das Leben bietet ein breites Spektrum und jeder sucht sich heraus, was für ihn am besten ist.
Die Übungen sind leicht und verständlich und bringen wirklich sofort Wirkung.
Ich freu mich sehr, mit Ihnen zu gehen, Ihre und gleichzeitig meine großen fünf Selbst zu identifizieren und wo nötig zu polieren und erstrahlen zu lassen.
Zu bestellen: In jeder Buchhandlung und bei www.ennsthaler.at
Leseprobe aus dem Buch: Sag JA zum NEIN
- „Allen Leuten recht getan ist eine Kunst die niemand kann!”
… heißt es. Wie wahr! Es ist aber auch nur die eine Seite der Medaille, denn das Nein hat eine viel umfassendere Bedeutung in unserem Leben. Die Angst, jemandem etwas abzuschlagen oder einen klaren Standpunkt zu vertreten, ist dabei nur ein kleiner Aspekt. Darum geht es in diesem Buch nicht einfach um das “Nein sagen lernen”, sondern wir sehen uns gemeinsam an, in welchen privaten und beruflichen Belangen das Nein nötig ist und sogar allen Beteiligten sehr viel bringt!
Es ist wichtig, dem Nein eine besondere Bedeutung zu geben, damit wir zufrieden, glücklich und selbstbestimmt unser Leben gestalten können.
Sieben gute Gründe für das Nein
Zum Auftakt widmen wir uns einem ganzen Strauß an guten Gründen, die für das Neinsagen sprechen:
1. Es ist ehrlich.
Von der Kindheit bis ins hohe Alter werden wir täglich mit Dingen konfrontiert, die wir nicht tun möchten, nicht gut finden und uns nicht zutrauen.
- Sie gehen in ein Restaurant. Als die Bedienung den halb vollen Teller abräumt, fragt sie “Hat es geschmeckt?” Sie verkneifen sich ein Nein.
- Ihre Freundin möchte sich mit Ihnen verabreden, Sie würden lieber auf der Couch sitzen und sich einen geruhsamen Arbeit machen.
- Der Chef gibt Ihnen ein großes neues Projekt, mit dem Sie sich insgeheim überfordert fühlen.
- Der Nachbar diskutiert gerne über Politik, Sie ärgern sich über seine oberflächlichen Stammtischparolen.
Wir trauen uns oft nicht, anderen ehrlich zu sagen, was wir nicht tun möchten. Doch umgekehrt wünschen sich die meisten Menschen mehr Aufrichtigkeit. Zu Recht: Denn wir wollen gerne wissen, woran wir sind. Oder würde es Sie freuen, wenn Ihre Freundin insgeheim so überhaupt gar keine Lust hat, sich mit Ihnen zu treffen, aber aus Pflichtgefühl trotzdem kommt?
2. Ein klares Nein bringt uns unseren Bedürfnissen und Wünschen näher.
Interessanterweise meldet sich bei fast allen Menschen innerlich eine Stimme, wenn wir etwas “eigentlich” nicht mögen. Bei manchen ist die Stimme ganz laut und deutlich, bei anderen ist es nur so ein Gefühl, das uns zaudern lässt. Manchmal schlägt es uns auch auf den Magen.
Und doch heißt das nicht automatisch, dass wir unsere Bedürfnisse und Wünsche wirklich kennen. Wie ist das denn bei Ihnen: Wann haben Sie das letzte Mal über Ihre Wünsche und Bedürfnisse gedacht? Wenn es schon länger her ist, dann willkommen im Club! Der Alltag mit all seinen Verpflichtungen fordert uns oft so, dass wir uns gar keine Zeit dafür nehmen, uns einmal zu fragen, was WIR überhaupt möchten. Ganz besonders, wenn Sie einen intensiven Lebensmittelpunkt haben, der Sie auch zeitlich stark beansprucht: Die einen lassen sich vom Beruf diktieren – und wenn Sie Mutter oder Vater sind, dann kommen die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Kinder oft als erstes.
Jedes Nein birgt die Antwort, welches Bedürfnis wir gerade haben oder welche Wünsche in uns leben. Das bringt, wenn Sie es nutzen, eine richtige Glücksspirale in Gang: Denn wenn Sie Ihren Bedürfnissen und Wünschen immer näher kommen, können Sie auch viel kraftvoller “Ja” – oder eben “Nein” sagen, weil Sie automatisch viel mehr in Ihrem Sinne handeln. Ihr Urteilsvermögen wird feiner und treffender.
3. Wir leben unsere Werte.
Werte sind Grundpfeiler unseres Denkens und Handelns. Das ist ganz besonders spannend, weil Werte uns richtiggehend steuern. Denn wenn uns etwas besonders wichtig ist, dann halten wir uns automatisch daran. Außerdem ist es ein Maßstab dafür, wie wir andere beurteilen und in bestimmten Situationen reagieren.
Werte haben verschiedene Qualitäten:
- Sie beeinflussen unser eigenes Handeln – auch unbewusst. Sagen wir, Ihnen ist es wichtig, nicht zu lügen. Dann werden Sie so aufrichtig es geht durchs Leben gehen. Und Sie werden sehr allergisch darauf reagieren, wenn Sie von jemandem angelogen werden
- Es gibt universelle Werte, die für viele Menschen gelten. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wenn mein Großvater, ein Schmiedemeister, einen Auftrag mit einem kräftigen Handschlag bestätigte. Nicht der kleinste Zweifel bestand zwischen ihm und dem Käufer, dass da irgendwas nicht stimmen könnte. Der Grund: Es wurde mit der eigenen Ehre gebürgt.
- Werte gestalten unser Weltbild: “Was ist normal?”, “Was gehört sich?” … hieraus ergibt sich oft unerwarteter Sprengstoff im Alltag, wenn die Wertvorstellungen auseinander gehen: Wünschen Sie sich, dass Ihre Kinder das Weihnachtsfest traditionell im Kreise der Familie feiern, oder haben Sie Verständnis, wenn ihre Kinder auf einmal Weihnachten unter Palmen feiern wollen?
Hinter einem Nein steckt oft einfach eine Werteverletzung – und hinter einem nicht ausgesprochenen Nein kann stecken, dass Sie befürchten einen eigenen Wert oder den des Gegenübers zu verletzen. Es lohnt sich also, sich einmal intensiver seiner Werte bewusst zu werden. Das mag für den einen eben die berühmte Handschlagqualität sein, für den anderen ist es Gerechtigkeit oder Unabhängigkeit. Und für viele sicher das friedliche Miteinander in der Familie und Nachbarschaft.
4. Wir stehen zu uns selbst.
Zu uns selbst stehen – am besten wie ein Baum! Ja, das wäre die Ideallösung! Aber sind wir nicht oft dünne Ästchen, die sich im Wind hin und her schaukeln lassen? Zu sich stehen ist für viele eine der heikelsten und schwierigsten Aufgaben. Zu viele Glaubensmuster blinken sofort im Kopf auf, wenn es um uns selbst geht:
- Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?
- Pass dich an! Bloß keine Extrawürste.
- Die anderen sind ja auch nicht dumm, die werden schon recht haben
Solche Gedanken können einem ganz schnell hineinfunken, auch wenn man sich zu einem Nein entschlossen hat. Spricht man es überhaupt noch aus, klingt es oft alles andere als überzeugend … oder wird meistens sogar schon zu einem Jein. Ein Nein hilft uns, nach außen klar zu zeigen: Ich stehe zu mir. Voll und ganz zu sich zu stehen heißt:
- Ich trete sicher und strahlend auf.
- Ich nehme mich an, so wie ich bin.
- Ich nehme mich ernst – und erwarte, ernst genommen zu werden.
- Ich bin mir und meinen Prinzipien treu.
- Mein Selbstmanagement gibt mir Kraft und Mut.
- Ich bin Herr/Frau über meine Zeiteinteilung.
Natürlich wissen wir das alles, die Frage ist nur: Leben wir es auch? Ich muss ehrlich sagen, obwohl ich eine „gestandene“ Frau bin, ertappe auch ich mich immer wieder, dass ich mich oft in den dünnsten Ästen meines Lebensbaumes finde. Das ist oft alles andere als angenehm. Die gute Nachricht: Wir können es ändern!
5. Wir achten unsere Grenzen.
Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem sich Menschen schwerer tun, als mit dem Ziehen von Grenzen. Dazu kommt, dass Grenzen sehr individuell sind:
- Für den einen ist die Grenze schon am Gartenzaun, andere scheinen kaum Grenzen zu kennen.
- An manchen Tagen halten wir mehr aus, als an anderen.
- Bestimmte Themen gehen uns mehr unter die Haut. Wo Sie gelassen mit den Schultern zucken, ist bei mir eine bestimmte Grenze schmerzhaft überschritten.
- Grenzen bedeuten Freiheit und Unabhängigkeit. Sie sorgen für Selbstbestimmung.
Wir haben eben darüber gesprochen, wie wichtig es ist, im Einklang mit seinen Bedürfnissen und Wünschen zu leben. Dadurch erkennen Sie Ihre Grenzen. Das ist gut, doch was nützt es einem, klare Grenzen zu kennen, die man nicht ernst nimmt?
Mit jedem Nein, das Sie sich verkneifen, missachten Sie nicht nur Ihre eigenen Grenzen, sondern trampeln sogar selbst darüber hinweg!
5. Wir teilen uns unserer Umwelt mit.
Das Nein tut aber noch viel mehr: Es signalisiert anderen “Bis hierher und nicht weiter!”, “Das möchte ich nicht.”, “Das wird mir zu viel.” Jetzt kommen wir auch schon zu einem riesengroßen Problem, wenn Sie “Ja” sagen, obwohl Sie “Nein” meinen: das Gefühl, nicht ernst genommen oder sogar ausgenutzt zu werden!
- Es geht immer nur um die anderen, keiner kümmert sich um mich.
- Alle wollen immer was von mir! Was soll ich noch alles tun?
- Ich muss jedem gerecht werden und für alle da sein, dabei komme ich doch schon auf dem Zahnfleisch daher!
Es gibt kaum ein scheußlicheres Gefühl, als das des Ausgenutztwerdens. Wenn man aber näher hinsieht, dann stellt sich oft bei diesen ausgenutzten Menschen heraus, dass sie anderen einfach nie eine Grenze aufzeigen. Das Gemeine: Man grollt, Beziehungen leiden … aber das Gegenüber weiß oft nicht mal was davon! Sich anderen mitzuteilen, ist Ihre Verantwortung. Denn niemand kann Gedankenlesen … erst recht nicht, wenn Sie mit einem Lächeln etwas zusagen oder sagen “Natürlich mache ich das, es ist keine große Sache!”
Es ist ein herrliches Gefühl, wenn wir voller Selbstbewusstsein und Freude einfach so sagen, was Sache ist. Nicht beleidigend oder ironisch, einfach freundlich und bestimmt unsere eigene Meinung vertreten. Ohne Angst, von jemanden kritisiert oder schief beäugt zu werden. Und das geht, das verspreche ich Ihnen! Ganz bewusst habe ich die weiteren Kapitel so aufgebaut, dass Sie sich mit den Grenzen in verschiedenen Lebensbereichen auseinandersetzen: Denn ein Nein in der Partnerschaft/Familie ist oftmals ein anderes “Nein” im Freundeskreis und im Beruf. Nicht zu vergessen natürlich, dass wir uns auch selbst gegenüber Grenzen ziehen sollten. Denn das ist maßgebend für ein gutes Selbstmanagement und das Erreichen von Zielen.
7. Wir gestalten unser Leben aktiv.
Dieser siebte gute Grund für das “Nein” nimmt uns gleichzeitig in die Pflicht. Das ist auch der Grund, warum wir uns oft in ein “Ja” flüchten. Das Fundament: die Einstellung zu uns selbst und das Übernehmen von Selbstverantwortung. Ja, nein, vielleicht oder auch die Entscheidung, erst mal gar nichts zu tun und abzuwarten, was sich so ergibt, sind alles bereits klare Weichensteller.
Zu einem aktiven und glücklichen Leben gehört eine gesunde Portion Ich-Bewusstsein, und ich meine dabei nicht Egoismus. Egoismus nimmt keinerlei Rücksicht. Ich-Bewusstsein heißt:
- Ich schaue auf mich, bin mir aber der Verantwortung meiner Familie/Beruf/Freunden, bewusst.
- Mit guter Kommunikation und Selbstbewusstsein und auch mal „Nein“ sagen, lässt sich alles gut verbinden.
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